Menschenrechte und Tierrechte
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In letzter Zeit verlangen sogenannte «Veganer» einen «Tierschutz», der jegliche Tiernutzung oder Tierhaltung grundsätzlich ablehnt, egal wie gut die Tierhaltung ist. Im Prinzip sind Veganer die Extremisten unter den Vegetariern. Während Vegetarier noch Milch trinken und Eier essen, lehnen Veganer strikt fundamentalistisch jegliches Tierprodukt ab. So weit so egal, jedem Tierchen sein Pläsierchen — jeder Mensch soll tun und lassen, was immer er will. Wer auf Tierprodukte verzichten will, darf das tun, Hauptsache er akzeptiert, dass andere seine Ansichten nicht teilen. Doch weit gefehlt: Veganer treten höchst intolerant und aggressiv in religiös-missionarischer Art in der Öffentlichkeit auf. Sie glauben, mit Veganismus die Welt vor dem Untergang bewahren zu können, und moralisch die besseren Menschen zu sein. Wer ihrer Logik nicht zustimmt und ihre Moral ablehnt, wird als «soziopathisches Arschloch» beschimpft. Unter Namen wie «Effektiver Altruismus», «Sentience-Politics» wollen sie der Gesellschaft ihre rigiden Moralvorstellungen aufzwingen. Dabei haben sie bereits die Giordano-Bruno-Stiftung der Schweiz infiltriert und übernommen. Sie setzen nicht die Freiheit der Menschen, sondern die «Leidensfähigkeit» von Lebewesen als höchsten moralischen Wert und setzen sich zum Ziel, Lebenszeit, Glücksgefühle und Leidfreiheit aller «empfindungsfähigen» Lebewesen zu maximieren. Was im ersten Moment gut tönt, hat es in sich, denn dabei wird die Lebenszeit eines Menschen der eines Tieres praktisch gleich gestellt, z.B. das Glück einer Kuh dem eines Menschen. Wer so argumentiert, kann damit auch Gewalt gegen Menschen rechtfertigen. Auf meine Frage, ob für das Leben von zehn Kühen ein Menschenbaby geopfert werden dürfe, erhielt ich in Diskussionen keine richtige Antwort, nur ausweichende Aussagen, die ich als «Ja» verstehen muss. Veganismus hat das Potential, nach dem Kommunismus die nächste gut gemeinte aber grausame und menschenverachtende Diktatur zu werden! Ein Grund, genauer hin zu schauen und sich mit den Fragen auseinander zu setzen, die «Tierrechtler» aufwerfen:
- Warum unterscheiden wir zwischen Mensch und Tier?
- Warum gewähren wir Tieren nicht dieselben Rechte?
- Warum gibt es keine Sonderrechte für Menschenaffen?
- Haben Tiere dieselbe Würde und Rechte, wie Menschen?
Die Grundfrage lautet:
Worauf basiert die besondere Würde des Menschen und damit die Menschenrechte? Auf welche anderen Arten würde das ebenfalls zutreffen?
Die Veganer würden zwar keine Säugetiere schlachten, wohl aber töten sie massenhaft Insekten, um ihre Lebensmittel zu produzieren. Sie stören sich an Massentierhaltung, aber nicht an Soja- oder Reis-Monokulturen einer Landwirtschaft, die mit Insektiziden massenhaft tierisches Leben tötet. Hinzu kommen Rehe, die in den Mähdrescher geraten. Ausserdem töten sie Pflanzen zum Essen. Zwar stellen sie gern in den Raum, der Mensch würde seine Art bevorzugen und werfen Fleischessern «Speziezismus» vor. Doch machen auch Veganer sehr wohl Unterschiede in den Arten, wenn sie Pflanzen zum Töten und Essen züchten und den Tod von Insekten in Kauf nehmen. Es geht auch Veganern nicht um den absoluten Schutz von Leben. Die Frage ist folglich nur noch, wer wo warum eine Grenze zieht.
Tatsächlich sind Geburt und Tod völlig normal für jedes Tier; ob eine Kuh nun krank oder im hohen Alter stirbt, ob sie von einem Raubtier zerfleischt oder vom Metzger geschlachtet wird, ändert grundsätzlich nichts daran. Im Gegenteil: Von allen Tötungsarten ist das Schlachten durch einen Metzger die, welche am wenigsten Schmerz verursacht — fast hätte ich geschrieben, die am wenigsten Leid verursacht. Aber dieses Vermischen von «Leid» und «Schmerz», ist falsch, es ist nicht dasselbe.
Das Leben an sich hat keine Würde, auch der Mensch hat keine Würde, die ihm irgendwie von irgendwoher verliehen würde. Vielmehr vergibt der Mensch selbst die Würde. Die Menschenwürde ist eine Erfindung des Menschen, ebenso die Würde vor dem Leben. Der Mensch hat diese Formen der Würde geschaffen und er hat sie definiert. Die Natur ist völlig würdelos. Wäre nicht der Mensch, der Würde vergibt, gäbe es keine.
Nun ist die Frage, wofür der Mensch aus welchem Grund Würde verleiht. Er verleiht eine kleine Würde der lebenden Materie über tote, als Lebewesen aus Respekt von und Bewunderung für das Leben. Ausserdem vergibt er eine etwas grössere Würde für empfindungsfähige Lebewesen, da ihm diese näher stehen und er weiss, dass die Evolution Schmerz auch für andere Lebensformen als unangenehme Empfindung hervorgebracht hat.
Doch diese kleine Würde geht nie soweit, wie die Menschenwürde. Sie verlangt lediglich, das Leben insgesamt zu respektieren, z.B. nicht einzelne Arten auszurotten, respektive empfindungsfähige Lebewesen nicht unnötig leiden zu lassen. Wobei ein konkreter Nutzen für den Menschen bereits eine Notwendigkeit begründet.
Tierwürde richtet sich grundsätzlich an der Spezies, ihren Fähigkeiten und Besonderheiten aus. Sie ist nicht dasselbe für eine Mücke, wie für einen Elefanten. Trotzdem bleibt sie auch bei Menschenaffen weit weit unterhalb der Menschenwürde. Daher ist es auch nicht sinnvoll, die Primaten biologisch in den Tribus Hominini oder gar die Gattung Homo umzusiedeln, wie das einige Tierrechtsvertreter fordern.
Der Mensch hingegen beansprucht mehr für sich: Er verlangt Freiheit, Würde, Selbstbestimmung, Schutz seines Lebens. Keine andere Tierart hat jemals solche Ansprüche formuliert. Und genau das ist der Unterschied: Der Mensch hat ein Recht auf seine Freiheit und auf seine Würde, weil er dieses Recht für sich einfordert. Sobald andere Tiere anfangen, für sich und ihre Art solche Ansprüche zu stellen, wird es unsere Pflicht sein, sie im Rahmen einer Gleichbehandlung zu gewähren.
Es ist lächerlich, wenn Veganer immer auf den Randproblemen «Säuglinge» und «Behinderte» herum reiten, welche nicht selbst für ihre Rechte eintreten können. Da gibt es halt Sonderlösungen im Interesse der Gesellschaft, Punkt. Aus diesem Grund bezieht man die Menschenrechte nicht auf das Individuum, sondern auf die Spezies. Ein gesunder Mensch will auch dann nicht auf seine Menschenwürde verzichten, wenn er eines Tages nicht mehr klar im Kopf ist. Also ist es nur folgerichtig, wenn er bereits im gesunden Zustand sicherstellt, dass auch Kranke und Unmündige geschützt werden.
Jedes Lebewesen kann als biologische Maschine angesehen werden, als Reproduktionsmaschinerie ihrer Gene, die nichts anderes tut, als ein von der Evolution entwickeltes Programm ablaufen zu lassen. Der Mensch hingegen hat sich davon gelöst, eine rein biologische Maschine zu sein. Er verfolgt eigene Ziele, schafft eigene Werte. Der Mensch hat ein geistiges Leben zum biologischen Leben hinzugefügt. Als einzige Art hat er die biologische Maschinerie überwunden und Neues geschaffen. Die Tatsache, dass er das kann, dass er das tut, begründet seine Würde als besondere Lebensform. Sobald andere Tiere anfangen, sich und ihre Art von der rein biologischen Maschinerie zu lösen, wird es unsere Pflicht sein, ihnen im Rahmen einer Gleichbehandlung eine entsprechende eigene Würde zu gewähren.
Diskussion mit Veganern
Diskussionen mit Veganern sind äusserst unangenehm und unfruchtbar. Bereits nach kurzer Zeit beginnen die Beschimpfungen und die Angriffe auf die Person. Sachliche Argumente werden übergangen, dafür werden immer wieder die gleichen Argumentationsmuster wiederholt. Es geht nur darum, vermeintliche Fehler in der Argumentation oder irgend einen Grund zur Diffamierung des Gegenüber zu finden, egal wie wenig stichhaltig das ist. Aussagen Dritter werden überinterpretiert, und wenn das jemand anders sieht und eine abweichende Ansicht äussert, dann ist er ein «Lügner». Auch wenn ich wieder und wieder auf die Vorwürfe eingehe und darlege, warum ich es anders sehe, wird meine Sichtweise nicht akzeptiert und nicht in den Dialog aufgenommen. Bis zu einem gewissen Punkt ist das verständlich: Ich esse die Lebewesen, die sie unbedingt geschützt haben wollen. Dennoch kann nie ein vernünftiger Dialog entstehen, wenn man die Argumente des Gegenüber nicht aufgreift. Ich wundere mich, dass angebliche Absolventen der philosophischen Fakultät einer angesehenen Universität trotz Promovierung nicht in der Lage sind, eine bessere Diskussion zu führen. Letztlich schaden die überrissenen und aggressiv vorgetragenen Maximalforderungen auch einer vernünftigen Diskussion über Tierschutz und angemessene Haltungsbedingungen.
Versteht mein Gegenüber, was ich schreibe?
Bei Veganismusdiskussionen werden meine Aussagen regelmässig nicht verstanden, ganz egal wie sehr ich mich bemühe, es wieder und wieder und auch in anderen Worten zu erkären. Das macht die Diskussion sehr mühsam und fruchtlos. Veganer weigern sich, zwischen der geistigen Entwicklung der Menschen und dem Stand von Primaten zu unterscheiden. Sie erkennen nicht, dass die geistig-kulturelle Evolution des Menschen Dimensionen angenommen hat, die sich gewaltig von der Entwicklungsstufe eines Schimpansen unterscheiden. Der Mensch plant seine Zukunft über die eigene Lebensspanne hinaus, er erforscht seine Welt und das Universum, denkt über den Sinn des Lebens nach, verarbeitet seine Gefühle in Kunstwerken. Wenn das Gegenüber diesen Unterschied nicht erkennen kann, und den Menschen auf die gleiche Stufe stellt, wie einen Schimpansen, der nur im Hier und Jetzt lebt, und selbst mit viel Training bestenfalls den Intellekt eines Dreijährigen Kleinkindes entwickeln kann, dann ist eine Diskussion fruchtlos und strapazierend.
Akzeptiert mein Gegenüber meine Position?
Eine Position in einer Diskussion muss nicht geteilt werden, man kann unterschiedlicher Auffassung sein. Aber zumindest soll man sich bemühen, die Position des Gegenüber zu verstehen und sie als seine Ansicht zu respektieren, auch wenn man selbst anderer Ansicht ist. Dann kann man mit allem Respekt heraus streichen, wo die Differenz liegt, und dann die Differenz als solche stehen lassen. Auch das ist bei Veganismusdiskussionen regelmässig nicht der Fall. Die andere Position wird von Veganern nicht nur nicht verstanden, es wird einfach stur immer wieder dasselbe wiederholt, oder dann wird aggressiv auf die andere Meinung geschossen, mit Aussagen, wie: «Du bist im naturalistischen Fehlschluss», «Dein Subjektivismus macht sich lächerlich», «Heute steht das als naiver Positivismus in den Lehrbüchern über Philosophie-Geschichte», «Aus Dir höre ich bislang nur einen plumpen naturalistischen Fehlschluss sprechen». Solche Aussagen führen dazu, dass ich viele Veganer für äusserst unangenehme und bornierte Typen halte, die ihren eigenen moralischen Ansprüchen zumindest im Umgang mit Menschen bei weitem nicht gerecht werden.
Letztlich läuft das in ein Hin und Her der immer gleichen Argumente hinaus, ohne dass darauf eingegangen würde. Es werden auch immer die gleichen Pseudoargumente wiederholt. Beispielsweise kommt immer wieder das Argument «Aber Kinder und Behinderte», auch wenn man darauf eingeht, warum man das Argument nicht als solches akzeptiert, kommt es wieder und wieder und wieder. Auch der Versuch zu erklären, was der Unterschied zwischen menschlichem und tierischem Leid ist, bleibt völlig fruchtlos. Der wiederholte Vorschlag, dass der andere seinen Veganismus leben soll, während er mich in Ruhe mein Steak essen lässt, wird nicht akzeptiert.
Aber was ist mit Kindern und Behinderten?
Veganer versuchen sich gern mit dem Totschlagargument, dass Kinder und Behinderte auch geschützt werden, obschon sie nicht selbst für ihre Rechte einstehen können, und Kinder und geistig Behinderte auch nicht den vollen menschlichen Verstand aufweisen können. Letzteres lässt sich zumindest für Kinder leicht widerlegen, denn das Potential zur Vernunft ist vorhanden.
Doch diese Überlegung ist meiner Auffassung nach gar nicht notwendig. Die Menschen, die ihre Recht nicht wahrnehmen können, sind für meine Betrachtungen völlig irrelevant. Wir gewähren allen Menschen dieselben Rechte, weil alles andere nicht funktioniert. Kein Mensch kann und will sich ein Leben lang dauernd beweisen müssen, und seine Rechte verlieren, wenn es ihm eines Tages nicht mehr gelingt. Niemand will in der Gefahr leben, dass er als «unvernünftig» deklariert und umgebracht wird. Das würde nicht in eine freie Gesellschaft führen. Tatsächlich aber sorgen viele Menschen mit Testament und Patientenverfügung für genau solche Fälle vor.
Trotzdem ist es so, dass Menschen, wenn sie den Verstand verlieren, in ihrer Handlungs- und Entscheidungsfreiheit eingeschränkt werden. Andere bestimmen dann über sie. Das heisst, man macht da sehr wohl auch Unterschiede. Der Vergleich mit Kleinkindern ist nur schon darum idiotisch, weil sich Kleinkinder zu Erwachsenen entwickeln. Kühe hingegen entwickeln sich nie zu Menschen. Veganer ignorieren Grenzen, wo es welche gibt (zwischen Mensch und Tier), aber ziehen dort welche, wo keine sind (zwischen Kindern und Erwachsenen). Wie soll man da einen vernünftigen Dialog führen?
Würde und Rechte sind nicht etwas, was einfach so da ist, sondern etwas, das geschaffen und erworben werden muss. Der Erwerb der Rechte muss nicht pro Individuum erworben werden, schliesslich wollen wir auch Kinder und Behinderte geschützt wissen, aber die Spezies muss diese Rechte für sich reklamieren und formulieren. Und das muss jede Tierart für sich selbst tun, wenn sie in den Genuss solcher Rechte gelangen will. Der Schutz von Kindern beruht nicht auf wissenschaftlichen Überlegungen, sondern darauf, dass unsere Art ihre Jungen beschützt, wie viele andere Arten auch, basierend auf der Eltern-Kind-Beziehung. Auch der Schutz von Schwachen und Behinderten ist von rein praktischer Notwendigkeit. Wir haben bei den Nazis gesehen, was passiert, wenn der Staat entscheidet, wer leben darf und wer nicht. Das geht sehr bald auch gegen Nichtbehinderte. Darum ist der Schutz von Behinderten allein schon aus rein pragmatischen Gründen notwendig, um die Gesellschaft vor Übergriffen zu schützen.
Der Speziezismus-Vorwurf
Veganer werfen normalen Menschen vor, nur ihre eigene Spezies zu schützen, Lebewesen Rechte nur aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer Spezies zu gewähren. Dafür erfinden sie das Kunstwort «Speziezismus». Die Spezies «Mensch» unterscheidet sich nun mal sehr stark von allen anderen Tierarten. Folglich macht es Sinn, hier eine Abstufung zu ziehen. Letztlich tun Veganer das auch, sie (zumindest Peter Singer) behandeln Menschenaffen anders als Ratten, Insekten, Bakterien, Viren, Pflanzen. Irgendwo ziehen alle eine Grenze, und zwar nach Eigenschaften, die sie Arten zuordnen. Sei es nun aufgrund der geistigen Entwicklung, oder aufgrund einer Wirbelsäule.
Letztlich ist meiner Ansicht nach das tauglichste Unterscheidungsmerkmal das Kriterium der Vernunftbegabung: Alle vernunftbegabten Lebewesen haben ein Recht auf Selbsteigentum. Und dieses Recht würden wir auch vernunftbegabten ausserirdischen Lebensformen zugestehen, und wir würden mit ihnen auf Augenhöhe gleichberechtigten Handel betreiben. Während wir wahrscheinlich auch ausserirdische niedere Lebensformen für unsere Zwecke benutzen würden, sei es zur Nahrung oder zur wissenschaftlichen Erforschung. Das heisst, es geht um die Eigenschaft der Vernunftbegabung, der geistigen Entwicklung, und nicht um die Spezies an sich.
Warum sollte die Art und Weise, wie normale Menschen Lebewesen unterscheiden, «Speziezismus» sein, aber so wie Veganer unterscheiden keiner? «Spezieszismus» ist einfach nur ein lächerlicher und dummer Kampfbegriff, um andere schlecht zu machen. Veganer tun dasselbe, wie jede andere Religion: Sie schaffen eine In-/Out-Separierung und erfinden eigene Begriffe, mit denen sie diejenigen schlecht machen, die nicht zu ihrer Gruppe gehören.
Tiere leiden gleich, wie Menschen!
Wenn ich schreibe, dass Tiere sehr viel weniger leiden, als Menschen, dann schreibe ich von etwas ganz anderem, als Veganer, welche diesen Unterschied offenbar nicht verstehen können. Mir ist z.B. nicht bekannt, dass Tiere Selbstmord begehen würden, weil sie von ihrem Partner verlassen wurden. Etliche Menschen tun das. Welches Tier verfasst Liebesgedichte oder verarbeitet seine Trauer in einem Tagebuch? Welche Kuh erzählt seinem Kalb unter Tränen, was für ein toller Stier sein Vater war, bevor er zur Schlachtbank geführt wurde? Nimmt man einer Frau das Kind weg, bricht sie das für den Rest ihres Lebens. Nimmt man einer Kuh das Kalb weg, überwindet sie das rasch. Keine Kuh bringt sich um, weil sie ihre Kälber verloren hat.
Das ist eine ganz andere Qualität von Leid. Und erst diese Qualität begründet das ethische Handeln gegenüber Menschen, und nicht das Leid im Sinne eines relativ einfachen biologischen Programms, das nur durch Schmerz Selbstzerstörung verhindert und durch Bindung die Reproduktion optimiert.
Das «Leid» von Tieren im Sinne von «Menschenleid», also als Projektion des menschlichen Leides auf Tiere, gibt es nicht. Es ist daher für mich nicht relevant, es ist auch für Tiere nicht relevant, es ist nur für Veganer relevant, weil es in dieser Form nur in ihrem Kopf existiert. Sie sind das Problem, nicht die Tierhaltung. Sie schaffen künstlich ein Problem, das in Wirklichkeit gar nicht existiert.
Immer wieder kommt das Argument der «gleichen Interessen», Tiere wollten wie Menschen frei sein und leben. Tiere mögen einen Instinkt zum Überleben haben, planen aber darüber hinaus nicht ihre Zukunft. Die geistig-kulturelle Entwicklung der Menschen, gefolgt von wissenschaftlichen und technischen Innovationen ist eine völlig neue Dimension, die keine andere Tierart auch nur ansatzweise vorweisen kann. Selbst wenn wir Kuhsprache lernen und Kühen vorlesen würden, könnte eine Kuh Goethe nicht verstehen. Sogar eine Dumpfbacke wie Trump, Merkel, Schulz oder sogar Von Storch hat mehr Verstand, als das Fassungevermögen einer Kuh je bearbeiten könnte (ohne die genannten Personen damit aufwerten zu wollen, ich habe sie gewählt, weil sie das unterste Spektrum menschlicher Vernunft repräsentieren).
Der Mensch ist auch nur ein Tier
Es gab in der Entwicklung des Lebens ein paar bahnbrechende Neuerungen, wie die Entstehung von sich selbst reproduzierender Information, der Übergang vom Einzeller zum Vielzeller, die Entwicklung der Wirbeltiere, die Eroberung des Landes, und eben auch die Entwicklung des menschlichen Geistes. Die Entwicklung des menschlichen Geistes ist wohl die grösste und gewaltigste Zäsur in der Evolution. Sie markiert den Übergang vom biologischen zum geistigen Leben.
Warum also sollte man einer Kuh Rechte zugestehen, die sie nicht versteht, und womit sie gar nichts anfangen kann? Sie ist glücklich, wenn sie auf der Weide steht und kriegt kaum etwas mit, wenn sie geschlachtet wird. Wenn schon sollte man darüber diskutieren, dass die Haltungs- und Schlachtbedingungen so sind, dass die Kuh zumindest nicht mehr leidet, als ihre Vorfahren als Wildtiere ohnehin zu leiden hatten. Das ist aber schnell mal gegeben, wenn man das Tier artgerecht hält und rasch tötet. Darüber hinaus braucht eine vernünftige Ethik meiner Ansicht nach nicht zu gehen.
Die Haltung der Veganer zu Tieren ist von Grund auf falsch, zumindest ist das meine Überzeugung. Ein Beweis dafür, dass die Gefühle von Tieren mit denen der Menschen vergleichbar sind, wäre für mich ein Tier, dass selbstständig aus seiner Fantasie heraus eine neue Geschichte erfindet, über eine Begebenheit, die es noch nie erlebt hat. Das wäre ein starker Hinweis darauf, dass dieses Tier ein Empfindungsvermögen hat, welches mit dem der Menschen annähernd vergleichbar sein könnte. Dann könnte man anfangen darüber zu diskutieren, welche Rechte für dieses Tier und seine Art angemessen sind.
Fleischessen ist nicht notwendig
Für Veganer ist Fleischkonsum nicht notwendig. Tatsächlich führt rein vegane Kost zu Mangelerscheinungen, die mit Ersatzpräparaten aufwendig kompensiert werden müssen. Veganes Essen können sich sich daher nur gut gestellte satte Einwohner eines Landes mit funktionierender freier Marktwirtschaft leisten. Veganismus ist eine weitere hippe Lifestyle-Essstörung unserer gesättigten Überflussgesellschaft. Doch ganz abgesehen davon, die Nichtnotwendigkeit an sich ist kein Argument. Der Mensch könnte sich dank chemischer Präparate mit wenigen Grundstoffen versorgen. Aber wollen wir das? Essen ist mehr als nur das Zuführen von Nahrung, Essen ist Kultur, Essen ist Genuss, Essen ist Lebensfreude. Ich würde nie ein monatelang gereiftes, sorgfältig gepflegtes Dry-Age Steak vom glücklichen Bio-Weiderind eintauschen wollen gegen eine in der Petrischale gereifte undefinierbare Fleischersatzmasse. Die Notwendigkeit des Fleischkonsums ist für mich kein Argument. Klar, der Mensch könnte mit einem gewissen Aufwand auf tierische Produkte verzichten. Aber das solange das «Tierleid» in der freien Natur höher liegt, als bei tiergerechter Haltung, ist das nicht relevant. Wenn der Mensch ein Tier tötet, tut er das so schmerzlos wie möglich, wenn ein Tier krank ist, holt er den Tierarzt. Die Natur ist da sehr viel grausamer. Somit kann es zwar eine sinnvolle ethische Regel sein, Tiere in der Verantwortung von Menschen so gut wie möglich zu halten und zu pflegen, aber ein generelles Recht für Tiere auf Leben in der freien Natur, oder ein Recht auf Leben kann ich nicht nachvollziehen.
Umweltschutz
Die Tierhaltung sei der grösste Produzent des klimaschädlichen Methangases, wird argumentiert. Doch tatsächlich sind Sümpfe und Moorgebiete die grössten natürlichen Methanquellen. Der Reisanbau folgt in dieser Statistik auf die Tierzucht. Generell verursachen Pflanzen und die landwirtschaftliche Bodennutzung wesentliche Klimagase, auch für die Produktion veganer Lebensmittel. Das Argument wird nur genommen, weil es auf den ersten Blick zu passen scheint, doch es hält genauerem Hinsehen nicht stand. Das Heil der Umwelt auf den Tierkonsum reduzieren zu wollen, ist eine haltlose Vereinfachung.
Tatsächlich ist Armut das grösste Risiko für Natur und Umwelt. Wenn die Menschen leiden und zu wenig zu Essen haben, dann nutzen sie auch noch die letzten Ressourcen aus und interessieren sich nicht für die Zukunft. In Ländern mit funktionierendem Wirtschaftssystem wird dem Umweltschutz grosse Bedeutung beigemessen, und die eigene Natur wird schonend genutzt. In Europa ist die Natur dabei, sich zu erholen. Wolf und Bär kehren langsam wieder zurück in die Schweiz, die Luft ist reiner als vor 30 Jahren, das Wasser sauber wie schon lange nicht mehr. Wer es sich leisten kann, schützt seine Umwelt und produziert auch Fleisch nachhaltiger und tierfreundlicher, als wer um sein tägliches Überleben kämpft. Daher sollten wir uns besser für den weltweiten freien Handel einsetzen, den freien Kapital-, Waren- und Personenverkehr, wir sollten uns gegen Kollektivismus, für individuelle Freiheit und gegen Korruption einsetzen. Das sind die Faktoren, die zu einer gesunden, blühenden Wirtschaft führen, und damit auch mehr Tier- und Umweltschutz garantieren.
Aber Moral und Ethik?!
Ist es unethisch, andere Lebewesen zu töten, und haben diese auch Rechte? Man sollte sich auch mal folgendes überlegen: Der einzige Grund, warum die Menschheit Ethik entwickelt und benötigt, ist es, das gesellschaftliche Zusammenleben zu regeln. Das hat mit Tieren nichts zu tun, sondern es geht einzig und allein nur darum, dass die Menschen miteinander gut auskommen können. Ethik ist nichts transzendentes, abgehobenes, übernatürliches, Ethik ist eine praktische Notwendigkeit. Folglich ist es völlig absurd, Tiere, Pflanzen oder Gegenstände in eine Ethik einzubeziehen, es sei denn, es geht um deren Bedeutung im Verhältnis zwischen Menschen, also z.B. um den Besitz eines Gegenstandes und das Verbot, diesen zu stehlen. Ethik ist kein Selbstzweck und es gib keinen Wettbewerb, wer die tollste Ethik hat. Wenn schon würde mich interessieren, auf welche Ethik sich Menschen verständigen müssten, um die ethischen Regeln minimal zu halten. (Meine Antwort darauf: Das Nichtaggressionsprinzip.)
Darüber hinaus hat jeder Mensch das Recht, seine eigene persönliche Ethik festzulegen. Aber diese gilt nur für ihn selbst und kann keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erheben. Jeder darf sich an seinen eigenen Werten orientieren, solange er dabei die zwingend notwendigen gemeinsamen Werte nicht verletzt. Und während eine minimale gemeinsame Ethik notwendig und sinnvoll ist, ist Moral sowieso nur Blödsinn. Moral, das ist in nicht mehr hinterfragbare, selten klar begründete, starre Regeln gegossene Ethik, die für sich Allgemeingültigkeit beansprucht, und erst noch meist mit völlig unnötigen Zusatzvorschriften angereichert wird.
Veganismus ist eine Ersatzreligion
Veganismus ist mehr als nur die nächste stylische Essensstörung, Veganismus ist eine Ersatzreligion für gut genährte Westeuropäer, die sich auf schwachem Fundament einen philosophischen Elfenbeinturm errichtet haben. Ob ich mit einem Christen über Gott diskutiere oder mit einem Veganer über Tiere, der Diskussionsverlauf ist identisch. Es werden von den Veganern die gleiche Strategien gebraucht, wie von Religiösen. Auch Veganer akzeptieren nicht, dass andere Menschen andere Ansichten haben.
Der Veganismus ist somit nichts anderes, als eine Ersatzreligion, mit seiner Borniertheit, seinen Diskussionsstrategien, seinem Sendungsbewusstsein, dem Alleinseligmachenden, seiner Askese, seinen Ess- und Handlungsvorschriften, seiner rigiden Moral, der Vorstellung, etwas besseres zu sein, der Idee, damit die Welt zu retten… — alles Aspekte eine Religion. Darum sollten wir Atheisten den Veganismus aus den gleichen Gründen genauso ablehnen, wie das Christentum oder den Islam. Solange der Glaube des Einen die Freiheit des Anderen respektiert, solange können wir Atheisten ihn tolerieren. Doch keine Religion darf sich über die Freiheit der Menschen stellen, auch nicht eine Ersatzreligion. Einen Veganismus, der über unsere Handlungen herrschen und uns seine Moral aufdrücken will, den dürfen wir nicht tolerieren.
Fazit und Schlussfolgerung
Die Antwort auf die eingangs gestellte Grundfrage lautet daher:
Jedes vernunftbegabte Lebewesen gehört nur sich selbst (Selbsteigentum).
Daraus ergeben sich die Menschenrechte. Da der Mensch die einzige vernunftbegabte Lebensform auf diesem Planeten ist, gilt das Selbsteigentum nur für die Gattung Mensch. Jeder Mensch erfüllt im Grundsatz diese Voraussetzung, somit gilt sie auch für jedes einzelne Individuum, unabhängig vom gegenwärtigen tatsächlichen Ausmass seiner Vernunft.
Letztlich ist auch nicht immer alles so, wie es auf den ersten Blick scheint. Bei artgerechter Tierhaltung leidet kein Lebewesen, während intensive vegane Landwirtschaft der Umwelt mehr schaden und mehr Leben vernichten kann, als eine biologische Nutztierhaltung: